JazzFest.Wien Festival History

JazzFest.Wien 2010

Randy Crawford/Joe Sample & Band

Wiener Staatsoper  19.30 Uhr


Randy Crawford (c: Wolfgang Gonaus)Randy Crawford (c: Wolfgang Gonaus)

Randy Crawford

Sich dem Unvermeidlichen mit ein klein wenig Widerstand beugen und die aufkommende Bitterkeit in elegante Soul- und R&B-Balladen einarbeiten: die sensitive Vokalistin Randy Crawford, beherrscht es wie keine andere Sängerin, unerfüllte Sehnsüchte und konkreten Kummer in strahlend schöne, trotzig-optimistische Songs zu verwandeln.

Die in Cincinatti aufgewachsene Künstlerin stieg bereits zu Beginn ihrer Karriere groß ein, spielte doch in ihrer ersten Band kein Geringerer als Funkstar Bootsy Collins den Bass. Ihre Lehrjahre in Formationen von Quincy Jones und Cannonball Adderley, für den sie auf dem Album „Big Man“ ihre zart tönende Stimme erhob, führten dazu, dass sie 1978 von der sehr erfolgreichen Jazz-Funk-Gruppe The Crusaders dazu auserkoren wurde, deren damalige Single „Street Life“ gesanglich zu veredeln. Crawfords an Soulkönigin Aretha Franklin geschulte Sangeskunst bestach einerseits durch Leidenschaft, andererseits durch die Gabe, sehr Emotionales in überaus dezenter Art darzubieten, die sämtliche Vormittagsradios zwischen den USA und Asien in Entzücken zu versetzen in der Lage war.

Ein Millionenhit war geboren, der fatale Wirkungen zeitigte. „Street Life“ wurde zum Schwanengesang der kreativen Jahre der Crusaders. Zudem sollte diese Ode an die Vitalität des Ghettos das kreative Schaffen Randy Crawford bis zum heutigen Tage überschatten. Alles was sie seither aufnahm, wird an diesem Evergreen gemessen. Dabei vermochte die heute 48jährige in den internationalen Hitparaden immer wieder groß zu punkten. Zartbittere Balladen wie „Almaz“, „One Day I´ll fly away“, sanft groovende Nummern á la „You might need somebody“ oder gar massive Floorfiller wie Randys von Erfolgsproduzent Mousse T. („Sex Bomb“) produzierte Version von „Wishing on a star“ konnten nicht verhindern, dass sich bei der zur Depression neigenden Künstlerin Unsicherheit breit machte. Sie fühle sie wie jemand, der in einem Haifischbecken, ums Überleben kämpft – so charakterisiert Crawford ihre Position in der heutigen Musikindustrie, wo nur der schnelle Dollar zu zählen scheint. Ob trotz oder gerade wegen dieser Unwägbarkeiten geriet ihr letztes Album „Play Mode“ zu einer exzellenten Liedersammlung für reife Melancholiker und unverbesserliche Romantiker. Solange Randy Crawford noch solch majestätische Exkursionen durch menschliches Herzeleid wie in „When I get over you“ gelingen, muss man als Fan (leider) hoffen, dass alles beim alten bleibt…

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Joe Sample (c: Wolfgang Gonaus)Randy Crawford & Joe Sample (c: Lionel Flusin)

Joe Sample

Der 1939 in Houston, Texas geborene Pianist und Organist Joe Sample besiegelte mit der Wahl seiner Universität wohl sein Schicksal. Dort lernte er nämlich jene Kollegen kennen, mit denen er den größten Teil seiner Karriere verbrachte.
Das Geheimnis des homogenen Sounds dieser Band besteht wohl darin, dass die Mitglieder einander seit ihrer frühen Kindheit kennen, und dadurch ihre musikalische Sozialisation identisch ist. Stix Hooper (Schlagzeug), Wayne Henderson (Posaune), Wilton Felder (Saxophon und Bass) und eben Joe Sample (Klavier) gründeten 1952 die High School Band „The Swingsters“, bei der auch der junge Hubert Laws (Flöte) mit von der Partie war.

Nach lokalen Erfolgen beschließen sie Houston den Rücken zu kehren. Die Entscheidung nach L.A. zu gehen war schnell getroffen. Unter den Namen The Night Hawks spielte man Tanzmusik, als The Jazz Crusaders nahm man Platten für Pazific Jazz auf. 1972 strich man das Jazz aus dem Namen, heuerte den weißen Gitarristen Larry Carlton an, und veröffentlichte das Album „Crusaders I“, produziert von Stewart Levine. Von da an befindet sich die Band in einer höheren Liga. Joe Sample und die Crusaders schufen einen Sound der unverzüglich dem sonnigen Kalifornien zugeordnet wird. Über staubtrockenen R & B-Rhythmen zelebrieren die einzelnen Mitglieder in virtuosen Soli das Kaleidoscope der Stile. Geschmackvolle Zitate aus dem Jazz, erdige Funk-Elemente und Gospelfeeling wurden zu einem Stil amalgamiert, der mit dem optimistisch-relaxten Lebensgefühl der Post-Hippie-Ära der Siebzigerjahre korrespondierte. Musikalische Reife, Feeling, luxuriöse Arrangements zeichneten den vielimitierten Gulf Coast Sound der Crusaders aus. „Street Life“, der größten Hit der Band, sollte der Anfang vom Ende der Crusaders werden. Der millionenfach verkaufte Hit „Street Life“ war zudem jener Song, mit dem die seelenvolle Vokalistin Randy Crawford weltberühmt wurde.

Joe Samples zwischen Gospel, Blues, Jazz und Funk virtuos changierender Stil stand in jeder Phase seiner Karriere hoch im Kurs. So kollaborierte er u.a. mit Gene Ammons, Roy Ayers, Curtis Amy, B.B. King, Carmen McRae, George Benson, Blue Mitchell, Jimmy Witherspoon, Al Jarreau, Joe Cocker, Tina Turner, Joni Mitchell, Marvin Gaye, Oliver Nelson und Quincy Jones. Er nahm überdies eine Unzahl an Soloalben auf, von denen „The Song lives on“ und „The Pecan Tree“ besonders beeindrucken konnten. Nach langen Jahren tritt er wieder mit Randy Crawford auf.

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