JazzFest.Wien 2010
José James & Jef Neve – „For All We Know“
Porgy & Bess 21.00 Uhr
Tickets auch im Porgy & Bess erhältlich
Jef Neve & José James
Jef Neve, 1977 in Belgien geboren, gehört zu den vielversprechendsten europäischen Pianisten der Gegenwart. Der Absolvent von Meisterklassen bei Guy De Mey, Brad Mehldau, Martial Solal und Kenny Werner ist ein Mann mit vielen Hüten. Er beherrscht die Klassik, den Jazz und zuweilen ist er auch bei kommerziellen Produktionen zugange. Neve, der neben seinem avancierten Jazz auch mit Bachs Goldberg-Variationen in diversen Musiktempeln gastierte, hat kürzlich sogar mit einer belgischen Boyband gearbeitet. Diversifikation war ihm auch in der Jugend kein Fremdwort, als er begann in lokalen Bands zu spielen und nebenher für Solopiano und Symphonieorchester zu komponieren begann.
Zu seinen frühen Highlights zählt seine Mitwirkung in der populären Funk-Band Mr. Zebedee, seine musikalische Mitwirkung bei unterschiedlichsten Theaterprojekten und eine Soloperformance mit dem Flemish Philharmonic Orchestra. 2003 spielte Neve sein Debütalbum „Blue Saga“ ein, das ebenso wie der Nachfolger „It´s gone“ massiv verkaufte. 2006 erschien „Nobody´s Illegal“, sein Majorlabel-Debüt, auf dem der beinah Dreißigjährige sämtliche Register seines beindruckenden Könnens zieht: subtil, beseelt, ausufernd. Heuer hat sich der ehrgeizige Flame daran gemacht, die Musik der Jazzikone John Coltrane neu zu interpretieren. Gemeinsam mit seiner Rhythmusgruppe und dem amerikanischen Jazzsänger José James, der seine ausgezeichneten Soloalben auf Gilles Petersons Label Brownswood rausbringt, gelang tatsächlich eine hochkarätige Neuinterpretation dieses Klassikers der Moderne.
Der „musikalische Astronaut“ (so bezeichnet ihn Wayne Shorter) forschte auf terrestrischen Ebenen ebenso wie in transzendentalen Gefilden.
Einerseits fusionierte das Coltrane-Quartet den Jazz mit Weltmusik aus Indien, Afrika, Südamerika, andererseits begab man sich von der Essenz des Blues und Spirituals ausgehend, auf eine Art musikalische Gottessuche, die ein später Widerhall jener unzähligen Sonntagmorgen war, die den jungen John Coltrane in der St. Stephen Methodists Episcopal Zion Church als aktiven Teilnehmer an der Verschmelzung von
Musik und Religion sahen. Neben den technischen Errungenschaften dieser Formation, die die Akkordwechsel revolutionierte, die Ausdruckskraft des modalen Jazz raffinierte und in ihren späten Jahren einem harmonischen Minimalismus huldigte, ist es vor allem der einzigartige seelenvolle Ton von Coltranes Saxophonspiel, der noch heute fasziniert. Dieser intensive Klang macht Coltrane zu einer seraphischen Gestalt, zu einem geflügelten Mittler zwischen Diesseits und Jenseits, der bis heute keinen Nachfolger gefunden hat. Umso heikler ist jeder Versuch einer Neuinterpretation.
Jeff Neve, José James und Freunde wagten es dennoch. Das Ergebnis ihrer Klangforschungen beeindruckt. Manches adaptierte man im Quintett-Format, anderes im intimen Duo-Rahmen. Sänger James brilliert dabei sowohl bei den alten Johnny-Hartman-Balladen wie auch im rescheren Coltrane-Repertoire. Es gelang sowohl in spirituellen Stücken wie „Compassion“ und „Psalm“ interessante Akzente zu setzten wie in den exotischeren Texturen von „India“ und „Africa“. Zudem griffen das flämisch-amerikanische Klangkombinat auf hintersinnig kulinarische Weise auch Free-Jazz-Heiligtümer wie „Om“ auf. Neben Standards wie „Lush Life“ und „My Favourite Things“, die einst Coltranes intensives Saxofon auf unvergessliche Weise adelte, tat man sich auch an konventionelleren Coltrane-Kompositionen wie „Equinox“, „Central Park West“ und„Naima“ gütlich. Das Doppelalbum „Facing East – The Music Of John Coltrane“ wird erst im Herbst erhältlich sein. Ab April wird zudem die Duo-CD „For All We Know“ erscheinen, auf der beeindruckend intensive Versionen von Klassikern wie „Body & Soul“, „Embraceable You“ und „Lush Life“ enthalten sind.
line up:
Jef Neve/Jose James Duo
Jef Neve – piano
Jose James – vocal
Jef Neve Jose James Quintet
Jef Neve – piano
Jose James – vocal
Michael Campagna – sax
Neville Malcolm – bass
Richard Spaven – drums