JazzFest.Wien 2010
Portico Quartet
Porgy & Bess 21.00 Uhr
Tickets auch im Porgy & Bess erhältlich
Portico
Gegründet im Frühling 2005 hat sich das Portico Quartet zum Darling jenes Teils der britischen Jazzszene gemausert, der sich „leftfield“ nennt und das experimentelle Ende der Musikszene bezeichnet. Die vier Knaben sind in ihren frühen Zwanzigern und lernten sich auf dem College in Cambridge kennen. Besonders wichtig dabei war, dass Perkussionist Nick Mulvey 2004 beim World Music Festival in Reading das neue Instrument Hang entdeckte und für dessen Erwerb sein Sparschwein schlachtete.
Diese linsenförmige, metallene Schlaginstrument mit melodiösem Mehrwert wurde von den Schweizern Felix Rohner und Sabina Schaerer entwickelt und erstmals 2001 bei der Musikmesse Frankfurt vorgestellt. Man kann es sowohl senkrecht wie waagrecht spielen. Der höchst interessante Gruppenklang ist nicht zuletzt auf den entfernt an Steeldrums und Daumenpiano gemahnenden Sound dieses neuen Instruments zurückzuführen. Die anderen Instrumente, die das Portico Quartet in ihren besonnenen Improvisationen verwenden sind Saxofone, Kontrabaß, Piano, ein wenig Schlagzeug und zuweilen etwas Elektronik. Der musikalische Zusammenhalt wird noch durch die Tatsache gefördert, dass die vier Musiker gemeinsam ein Haus in Ostlondon bewohnen.
Nach bescheidenen Anfängen, wo sie an der Southbank in London für ein wenig Geld in den Hut spielten, entwickelte sich die Sache bis zu Einladungen zu den renommiertesten Festivals äußerst rasant. 2007 brachten sie ihr erstes Album „Knee Deep In The North Sea“ heraus. Das war dann der ganz große Wendepunkt. Das Album interessierte nicht bloß die Jazzszene, sondern darüber hinaus eine Menge DJs, Blogger und Journalisten. Es wurde 2008 neben Kollegen aus anderen Genres wie etwa The Last Shadow Puppets, Radiohead und Elbow für den Mercury Prize nominiert.
Nun legte diese überaus spannend agierende Band mit „Isla“ einen noch besseren Tonträger vor. Produziert wurde er von John Leckie in den legendären Abbey Road Studios in London. Jack Wyllie, Milo Fitzpatrick, Duncan Bellamy und Nick Mulvey vertieften sich musikalische Meditationen, die gleichzeitig Tiefe wie Luftigkeit haben. Zu ihren musikalischen Leitsternen zählen neben Miles Davis, Philip Glass und dem Esbjörn Svensson Trio auch Musiker der Weltmusik wie etwa Toumani Diabaté. Ihre mal melancholischen, dann wieder sehr hymnischen Stücke schreiben sie im Kollektiv. Das Ergebnis ist Innovation ohne Krampf. Die Musik des Portico Quartet leuchtet letztlich in Technicolor.
line up:
Nick Mulvey – hang, percussion
Jack Wyllie – saxophones
Milo Fitzpatrick – bass
Duncan Bellamy – drums