JazzFest.Wien Festival History

JazzFest.Wien 2010

ABGESAGT!!! Daniel Lanois „Black Dub Project“

Porgy & Bess  21.00 Uhr

Daniel Lanois "Black Dub Project"

Daniel Lanois

Wie uns das Mangement eben mitteilte, muss das Konzert aufgrund eines Unfalls des Künstlers, der sich vor wenigen Tagen eriegnete, auf nächstes Jahr verschoben werden! Karten werden zurückgenommen, wo sie gekauft wurden.

Der kanadische Erfolgsproduzent Daniel Lanois wurde 1951 in Hull, Quebec geboren. Seit Kindheitstagen tüftelte er autodidaktisch an Sounds. Egal ob mit der Penny Whistle oder später mit der Slidegitarre: der introvertierte, junge Lanois verlor sich völlig in Klangwelten. Im Keller des Hauses seiner Mutter richtete er sich gemeinsam mit seinem Bruder Bob ein Studio ein und imaginierte sein Selbstbild als Soundwisscnschaftler. Seine große Liebe galt damals noch nicht dem Mischpult, sondern der majestätisch tönenden Pedal Steel Guitar, die später auch auf seinen Meisterwerken „For The Beauty Of Wynona“, „Shine“ und „Belladonna“ erklingen sollte.

Erste größere Erfolge als Produzent hatte er an der Seite von Brian Eno. Die beiden kollaborierten für den Soundtrack von David Lynchs Film „Dune“. Dann lud ihn Eno ein, gemeinsam das U2-Album „The Unforgettable Fire“ produktionstechnisch zu bemeistern. Das klappte so gut, dass Lanois ein U2-Abo verpasst bekam. Auch „The Joshua Tree“ und Teile von „Achtung Baby“, „All That You Can´t Leave Behind“ und „No Line On The Horizon“ trugen Lanois Handschrift. Die leuchtete noch viel schöner auf „Oh Mercy“ und „Time Out Of Mind“, diesen beiden bahnbrechenden Bob-Dylan-Alben, deren verschummertes Klangbild Lanois entscheidend mitbestimmte. Spätestens seine Arbeit mit Dylan machte Lanois zum gefragten Produzenten. Auch mit Robbie Robertson (The Band), den Neville Brothers, Emmylou Harris, Chris Whitley, Willie Nelson und Ron Sexsmith erarbeitete er beinah vielschichtige Sounds.

Erstaunlich für jemanden, der niemals eine Karriere im konventionellen Sinn beabsichtigte. Wenn nicht Brian Eno 1979 zufällig eine Kassette mit Tüfteleien von Lanois in die Hände bekommen hätte, würde der Frankokanadier wohl noch immer in Mutters Keller herumgammeln. Zielgerichtetheit und kommerzieller Ehrgeiz sind Eigenschaften, die Lanois auch auf der Höhe seines Erfolges unbekannt sind. Charles Neville etwa sang sein Loblied auf Lanois in deren von David Ritz verfaßten Neville Brothers Biographie: „Lanois brachte auf „Yellow Moon“ mehr von unserem Geist und unserer Emotion auf eine Platte als irgendein anderer Produzent in unserer Karriere. Er ist so smart nicht zu dominieren, wie das leider viele andere Produzenten tun. Stattdessen versteht er es jene Magie heraufzubefördern, die am Grunde unserer Seelen glüht.“ Lanois dazu: „Man muß die Philosophie des Künstlers verstehen, mit dem man arbeitet. Ich kenne meine Stärken im technologischen Bereich, aber ich zwinge niemals jemandem etwas auf. Der Künstler muß zu sich selbst befreit werden. Von Lanois produziert zu werden ist wie gute Psychologie.“
 
Seine Erfolgsformel, mit der er anderen künstlerische Highlights beschert, ist überraschend simpel: „Große Musik ist große Magie. Man muß vor allem dafür bereit sein. Wenn Magie im Studio passiert, dann muß man diesen Moment kristallklar erkennen und isolieren können und auf dieser Basis weiter arbeiten. Das ist nichts anderes als im Dreck zu schaufeln und dann findet man plötzlich einen schönen Stein, den man allen zeigen möchte.“ Soloalben wie das instrumentale „Belladonna“ und das mystisch-simmerende Songwriteralbum „Shine“ sind dann exakt solche Edelsteine.

Sein aktuelles Projekt „Black Dub“ führt die lange Serie an Highlights fort. Gemeinsam mit seinem langjährigen musikalischen Gefährten, dem Drummer Brian Blade, dem Bassisten Daryl „Da Bird“ Johnson und vor allem der eindringlich singenden Trixie Whitley, der Tochter des verstorbenen Bluesbarden Chris Whitley, entwickelte er Sounds, die ein weiteres Mal atemlos machen. Da mischen sich archaische Bluesmuster, wuchtige Punkausbrüche, jazzige Improvisation und sphärisches Experiment. Über „Love Lives“, einen der neuen Songs, sagt der Meister: „Das ist kein Lied, das ist eine Skulptur aus einer anderen Galaxie.“ Ganz so ist es.

line up
Daniel Lanois – git
Trixie Whitley – vocal, drums
Brian Blade – drums
N.N. – bass

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