JazzFest.Wien 2011
Cesaria Evora
Wiener Konzerthaus 19.30 Uhr
Die 1941 geborene Gesangsstilistin tritt stets ohne Schuhe auf. Sie gilt als Königin der Mornas und Coladeras, der beiden Grundstile kapverdischer Musik. Umspült von den rauhen Wogen des Atlantiks leiden die Kapverdischen Inseln unter dem gleichen Klima wie die Sahelzone. Ausgedehnte Trockenperioden machten das Überleben auf dem Archipel immer schon äußerst schwierig. Ausgedehnte Emigrationsbewegungen waren die Folge. Heute leben mehr als eine Million Kapverden verstreut in Afrika, Amerika und Europa. Das harte Leben in Armut, das Getrenntsein von den Liebsten und eine gewisse Neigung, Unerfreuliches im Lichte der Vergangenheit zu schönen, sind der Stoff, den die Mornas in überaus lyrischer Form abhandeln.
Jahrzehntelang sang Cesaria Evora ausschließlich in kleinen Fischerlokalen in Mindelo, der Hafenstadt der winzigen Kapverdischen Insel Sao Vicente. Ihre Weltkarriere ist eine recht späte. 1985 debütierte sie in Frankreich auf Platte. Der internationale Durchbruch gelang ihr mit ihrem vierten Album „Miss Perfumado“. 2004 bekam sie für ihre Liedersammlung „Voz D´ Amour“ einen Grammy verliehen. Mit rauchiger Stimme intoniert Cesaria Evora die trauertriefenden Mornas, die man mit gewissen Formen des Blues, vor allem aber mit dem portugiesischen Fado vergleichen kann. Seit ihrem sechzehnten Lebensjahr exorziert die meist bloßfüßig singende Diva Trauer und Bitterkeit über unabänderliche Verhältnisse mittels ihrer seelenvollen Balladen. Die emotionale Intensität mit der sie Leid in unwiderstehliche Melodien verwandelt, ist vergleichbar mit vokalen Größen aus der Vergangenheit: mit Bessie Smith und Billie Holiday, Edith Piaf und Fado-Queen Amalia Rodriguez.
Musik hat in der Familie Evoras Tradition. Ihr Vater spielte Geige, ihr Onkel Xavier Francisco de Cruz wurde unter dem Pseudonym B. Leza (beleza = Schönheit) als einer der führenden Liederschreiber der Mornas berühmt. Neben sehr politischen Stücken, schrieb er Auftragsstücke für Verliebte. Jeder der eine amouröse Botschaft artikulieren wollte, konnte ein Stück in Auftrag geben. Der 1958 Verstorbene ist heute noch unvergessen. Unter anderem lebt er in seiner Nichte Cesaria weiter, die einige seiner schönsten Titel wie „Miss Perfumado“ oder „Mar Azul“ weltbekannt machte.
line up:
Cesaria Evora – Lead Singer
Fernando José Andrade – Piano
Joao José De Pina Alves – Guitar
Julian Corrales Subida – Violin
Paulino Soares Vieira – Cavaquinho
Jose Manuel Paris Neves – Bass
Ademiro José Paris Miranda – Percussions
Antero Julio Goncalves Dos Santos – Percussions
Domingo Antonio Gomes Fernandes – Saxophone
Renato Lourenço Lopes Almeida – Back Vocal
Nilza Maria Rocha Silva – Back Vocal