JazzFest.Wien 2011
Cyndi Lauper
Ja, auch altgediente Gören haben zeitweilig den Blues. Im Falle von Cyndi Lauper ganz ordentlich auch noch. Für ihr neues Opus „Memphis Blues“ begab sich die einstige Pop-Piepse mit Granden des bekannten Soullabels Hi, das für Aufnahmen von Al Green über Ann Peebles bis hin zu O.V. Wright verantwortlich zeichnet, ins Studio und lud zudem ein paar Stars wie Charlie Musselwhite, Allen Toussaint, Jonny Lang und B.B. King ein, um mal so richtig im Moll zu schwelgen. Natürlich lässt Laupers Blues nicht ganz vom Glanz. Da fließen die Tränen über Mascara und ein bisschen Flitter. Nichtsdestotrotz sind die Gefühle dahinter authentisch.
Würdevoll durchmisst die 57jährige mit rauer Stimme erhabene Klassiker von Bluesheroen wie Albert King und Robert Johnson. Besonders innig gerieten das von einer seufzenden Orgel angetriebene „Romance In The Dark“ und Don Robeys wild groovendes „Don’t Cry No More“, das einst Bobby Blue Bland auf die zerschlissene Landkarte des Blues gebracht hat. Ein besonderes Gustostückerl ist Laupers mutiges Duett mit der famosen Soulsängerin Ann Peebles, die selbstredend stimmlich überragend ist. Gemeinsam nehmen sich die Damen den Muddy-Waters-Klassiker „Rollin´ And Tumblin´“ zur Brust, schütteln ihn kräftig durch und speien ihn giftig wieder aus.
Anheimelnd auch die tief romantischen Ditties wie Big Bill Broonzys „Romance In The Dark“, wo sich Lauper in den Modus des Schnurrens begibt und sehnsuchtsvoll wie der junge Willy De Ville tönt. Instrumental gesehen macht sie ganz auf Willie-Mitchell-Schule: simmernde Hammondorgel, delikate Gitarrenlicks, weltumarmende Bläser. Bei ihrem 100-Minuten-Auftritt in Wien wird die einst so schrille Cyndi Lauper neben Tracks des aktuellen Albums auch ihre Popklassiker wie „Girls Just Want To Have Fun“, „She Bop“, „True Colors“ und „Time After Time“, das einst sogar Miles Davis coverte, darbieten.