JazzFest.Wien Festival History

JazzFest.Wien 2013

Bonnie Raitt | Charles Bradley

Wiener Staatsoper  19.30 Uhr


Bonnie Raitt (c: Marina Chavez)
Bonnie Raitt (c: Marina Chavez)
Bonnie Raitt (c: Marina Chavez)
Bonnie Raitt (c: Buzz Person)

Bonnie Raitt

Bonnie Raitt, Grande Dame des Blues, wurde 1949 in Burbank, Kalifornien geboren. Ihr Vater war Musicalstar. Raitt wuchs in der Traumwelt von Hollywood und am Glitzerboulevard Broadway auf. Das hatte Folgen. Raitt interessierte sich früh für den rauen Blues eines Son House und eines Howlin´ Wolf.

Zwischen 1968 und 1971 vazierte sie durch die Folkclubs von Massachusetts, lernte ihre Kunst von der Pike auf. Nach einem Auftritt im legendären Gaslight Cafe in New York wurde sie vom Label Warner Brothers engagiert. Ein Jahr später erschien ihr Debütalbum, voll mit Liedern, die Folk, Blues und Rock auf sehr erdige Weise kombinierten. Kollegen und Kritiker lobten ihre Songs, ihr Gitarrenspiel zwischen Slide, Funk und Bottleneck.

Trotzdem ließ der Erfolg beim Publikum auf sich warten. Lowell George von Little Feat produzierte sie. Auf „Takin´ Time“ sang sie Lieder von Randy Newman und Mose Allision. Mit ihrem sechsten Album „Sweet Forgiveness“ feierte sie ihren ersten Erfolg. Die Liedersammlung bekam Gold und enthielt den Hit „Runaway“. Nach längeren Problemen mit Alkohol und Drogen wurde die sich konsequent politisch engagierende Künstlerin von Warner Brothers fallen gelassen.

1988 hatte sie nach vielen schwierigen Jahren endlich den ganz großen Durchbruch mit dem von Don Was produzierten Album „Nick Of Time“, bei dem auch Herbie Hancock mitspielte. Es verkaufte sich über 6 Millionen Mal. Drei Grammies bekam sie dafür verliehen. Vor allem ihre intensiven Love Songs gefielen. Ein Highlight war auch „I´m In The Mood For Love“, ihr Duett mit John Lee Hooker, das auf dessen Millionenseller „The Healer“ veröffentlicht wurde.

Seit damals behauptet sich Bonnie Raitt an der Spitze des Showbiz ohne jemals musikalische Kompromisse einzugehen. Ihr bislang letztes Album „Slipstream“ erschien 2012. Es gilt als Highlight in ihrem langen, prachtvollen Katalog.

Charles Bradley (c: Elizabeth Weinberg)
Charles Bradley (c: Kisha Bari)
Charles Bradley (c: Kisha Bari)
Charles Bradley (c: Luke Hodgkins)

Charles Bradley

Ähnlich wie der großartige Lee Fields, der schon seit den sechziger Jahren geniale Platten macht und 2009 mit „My World“ ein sensationelles Vintage-Soul-Album machte, ist Charles Bradley stimmlich ganz nah an James Brown. Anders als Fields glückte Charles Bradley allerdings erst jetzt im reifen Alter von 63 Jahren sein Plattendebüt.

Die meiste Zeit seines Lebens arbeitete er als Koch in psychiatrischen Krankenhäusern zwischen Kalifornien und Alaska. Als er sich vor einigen Jahren entschloss, nach Brooklyn zurückzukehren, wurde er von der jungen Garde der Labels Daptone und Dunham entdeckt.

Gemeinsam mit der Menahan Street Band hat der unglaublich ausdrucksstarke Soulman nun ein unfassbar gutes Debütalbum aufgenommen. „No Time For Dreaming“ fragt mit flamboyanten Liedern wie „The World (Is Going Up In Flames“ und „Why Is It So Hard“ nach dem Verbleib des Menschlichen in kampfkapitalistischen Ländern wie den USA.

Bradley beschwört die „Golden Rule“ und sieht viel „Trouble In The Land“. Seine eloquente Sozialkritik versorgen die Musiker mit warmen Grooves und funky Licks, als wären wir noch in den Siebzigerjahren, als große Krägen und Blumenmusterhemden die Szene prägten. Ein absolutes Highlight ist der „Telephone Song“. So beseelt hat seit den Tagen eines O.V. Wright kaum noch jemand gesungen.

Die das unglaubliche Leben Bradleys aufarbeitende Filmdokumentation „Soul Of America“ zählte zu den Highlights der letzten Viennale. Das Wiener WUK war bei Bradleys letztjährigem Jazz Fest Wien-Auftritt, bei dem er sich fulminant in die Herzen sang, knallvoll.

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