JazzFest.Wien Festival History

JazzFest.Wien 2016

Snarky Puppy | Marc Ribot & The Young Philadelphians

Rathaus/Arkadenhof  20.30 Uhr

Snarky Puppy (c: Philippe Levy-Stab)
Snarky Puppy (c: Philippe Levy-Stab)
(Fotos: Philippe Levy-Stab)

Snarky Puppy

Snarky Puppy sind stets gut gelaunte Anarchisten aus Booklyn, die sich um die Erneuerung der jazzig-funkigen Fusionmusik verdient gemacht haben. Angeführt wird die Truppe vom Bassisten und Komponisten Michael League, der auch schon einen Grammy sein eigen nennen darf.

Die Ursprünge der unorthodoxen Combo gehen bis ins Jahr 2004 zurück. Dort gegründet waren Snarky Puppy schließlich ein Kollektiv von nahezu 40 Musikern. Besetzungsmäßig gibt es ein ständiges raus und rein. Gastmusiker mit eingeschlossen.

So honorige Instrumentalisten wie Roy Hargrove und Marcus Miller, aber auch Gesangsgranden von Gospelröhre Kirk Franklin über R&B-Queen Erykah Badu bis hin zu Justin Timberlake arbeiteten schon mit Snarky Puppy. Selbst der entspannteste Gangsterrapper der Musikgeschichte, Snoop Dogg, nennt sie „my newphews“. Das tut er nur bei Kollegen, die er wirklich schätzt.

Dass sich das neue Album „Family Dinner Vol.2“ nennt, lässt auf Relaxtheit schließen. Und wahrlich, da überlappen sich friedlich Funk-, Afro- und Soulpassagen, da tönen Jazzhörner und begnadete Weltmusikstimmen von Salif Keita bis Susana Baca. Brasilianische und schwedische Instrumentalisten und der Jazzgitarrist Charlie Hunter sorgen für mannigfaltigste Stimmungen. Sogar Althippie David Crosby singt hier auf.

Wer dann letztlich im Sommer mit auf Tour kommt? Man möge sich überraschen lassen. Auf jeden Fall sind Snarky Puppy der lebende Beweis dafür, dass viele Köche den Brei keinesfalls verderben. Diese Musik hat mindestens so viele gehaltvolle Schichten wie eine echte italo-amerikanische Lasagne. Und Snarky Puppy strahlen live eine geradezu magische Animalität aus. Was für ein Labsal in Zeiten steriler Hitparadenkonfektionsware à la Adele!

Marc Ribot (c: Gerard Verschooten)
Marc Ribot (c: Gerard Verschooten)
Jamaaladeen Tacuma (c: Gerard Verschooten)
Calvin Weston (c: Gerard Verschooten)
(Fotos: Gerard Verschooten)

Der 1954 geborene Marc Ribot ist ein smarter Gitarrenzauberer zwischen Jazz, Son, Soul und Noise. Tom Waits schätzt seine unkonventionellen Klangdienste ebenso wie Norah Jones, The Black Keys und Elvis Costello.

In seiner verworrenen Vita spielte er aber auch für Soulman Solomon Burke, für Dichter Allen Ginsberg und Jazzlegende McCoy Tyner. Ribots E-Gitarre schrammt stets sehr subtil an der jeweiligen Melodik.

Der in Newark, New Jersey aufgewachsene Ribot, der auch Trompete und Helikon spielt, hatte das Glück mit dem haitianischen Saitenvirtuosen Frantz Casseus einen exzentrischen Lehrer zu haben. Nach Anfängen bei Soul-Jazz-Orgler Jack McDuff und Rock´n´Roll-Veteran Chuck Berry öffnet Ribot seit den Achtzigerjahren den Gitarrenkoffer nur mehr dort, wo Herkömmliches keine Chance hat.

Zudem unterhält er mehrere Gruppen. So etwa die Rootless Cosmopolitans, die famosen Los Cubanos Postizos und die nun in Wien gastierenden Young Philadelphians, mit denen er zwei Traditionen huldigt. Zum einen der harmolodischen Improvisation à la Ornette Coleman, zum anderen dem butterweich groovenden Philly-Soul der Siebzigerjahre.

Da werden zart pulsierende Klassiker wie „The Hustle“, „You Are Everything“ und „Love Rollercoaster“ attraktiv aufgeraut und mit neuer Bedeutung aufgeladen. Seine Mitstreiter sind Bassist Jamaaladeen Tacuma, Trommler Calvin Weston und Gitarristin Mary Halvorson. 2015 erschien das formidable Album „Live In Tokyo“. Darauf erfreut auch eine schräge Version aus der Munich-Disco-Ära: „Fly Robin Fly“ von Silver Convention.

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