JazzFest.Wien Festival History

JazzFest.Wien 2013

Helge Schneider & Gäste – Sommertour

 D 19.30 Uhr


Helge Schneider
Helge Schneider
Helge Schneider
Helge Schneider

Zum Jazz hat der 57jährige Mülheimer eine ähnlich genial-assoziative Beziehung wie zum Erzählen. Silben wie Noten werden bei ihm gerne gegen den Strich gebürstet, in originellen, neuen Zusammenhängen präsentiert. Improvisation nennt man das. Und improvisiert hat Helge Schneider schon von klein auf. Als fünfjähriger Pianist, als zwölfjähriger Cellist und in frühen Jahren auch schon als Clown.

Seine Begabungen verwehrten ihm die konventionelle Schullaufbahn. Ein buntes Bukett an Jobs sollte zum Nährboden seiner Sicht auf Welt und Leben werden. Schneider verdingte sich als Bauzeichner, als Tierpfleger, als Polsterer und Landschaftsgärtner. Seine wahrscheinlich wesentlichsten Studien absolvierte er in einem Eduscho-Stehcafé. Angejahrte Verlierer, die stets wie juvenile Siegertypen agierten, faszinierten ihn. Bis zum heutigen Tage gerät Schneider in schönste Wallung, wenn er an sein „Eduscho-Studium“ denkt.

1977 begann er sich im Musikprofigeschäft durchzuwursteln. Zunächst bei Peter Burschs Bröselmaschine, dann mit eigenen Kombos wie „Schneider/Weiss-Duo und Helge Schneider Trio. Als Studiomusiker arbeitete er für Granden wie Albert Mangelsdorff. Ab Mitte der Achtziger begann Schneider auch als Filmschauspieler zu arbeiten, unter anderem in Streifen von Christof Schlingensief.

In den späten Achtzigern trat er erstmals auch mit Sketches vors Fernsehpublikum, entwickelte die für seine Kunst so typische Mischung aus Lächerlichem und Erhabenem, aus Kindisch-Naivem und Bitter-Verkalktem. Noch immer spielte er seriösen Jazz, bei Sessions im Bahnhof Süd in Essen und in der Jazz- und Art-Galerie in Gelsenkirchen.

1989 edierte er sein erstes Album „Seine Größten Erfolge“, 1991 sein Jazzalbum „The Last Jazz“. Als blitzgescheiter Universaldilettant verehrt er Granden wie Coleman Hawkins, Sonny Rollins und Louis Armstrong. Wenn er selbst das Saxofon ansetzte, war es seine Intention möglichst wie ein Hundertjähriger zu klingen. Sein musikalisches Credo formulierte er vor einigen Jahren in der „Zeit“:
„Ja, die Freiheit in der Musik sucht man auch als Mensch, und Freiheit heißt nicht, dass besonders viel passiert. In der Musik heißt es immer: Weniger ist mehr. Wenn Count Basie am Klavier saß, hat der ganz wenige Tönchen gespielt, aber das dazwischen, das Nichtgespielte, hat eigentlich die Musik ausgemacht. Und im Leben ist es eigentlich ähnlich. Das Leben muss nicht supervoll sein.“

Helge Schneider sorgt stets dafür, dass genug Luft für Pointen bleibt. Seine geniale Kombination aus schräger Musik und noch schrägerem Humor vergoldete er sich durch Hits wie „Es gibt Reis, Baby“, „Katzenklo“, „Käsebrot“ und „I Brake Together“. Zudem verteilt er Farbe auf Leinwänden, dreht skurrile Filme wie „Jazzclub – Der frühe Vogel fängt den Wurm“ und schreibt sogar Kriminalromane.

Besondere Freude machte er der Jazzcommunity mit seinem Jazztrio von 2004 und 2005, das aus Schlagzeuger Pete York und dem ehemaligen Duke-Ellington-Bassisten Jimmy Woode bestand. Heuer wird Schneider mit Willi Ketzer am Schlagzeug und Ira Coleman am Bass zum Jazz Fest Wien kommen.

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