JazzFest.Wien Festival History

JazzFest.Wien 2014

Al Di Meola „Beatles & More“ | Cody Chesnutt

Wiener Staatsoper  19.30 Uhr


Al Di Meola
Al Di Meola

Al Di Meola

Al Di Meola war einer der drei „Superguitars“, jenem Äquvivalent zu den „Drei Tenören“, das das breite Klangspektrum der Gitarre in die feinsten Finger legte: Paco de Lucia, John McLaughlin und eben Al Di Meola.

Der 1954 geborene Virtuose hatte sein Jazz-Initiationserlebnis als er Chick Corea in der Miles Davis Band hörte. Da machte der in New Jersey aufgewachsene Al Di Meola Ernst mit seiner musikalischen Ausbildung, um dann als Neunzehnjähriger bei eben diesem Chick Corea anzuheuern, um schon als Zwanzigjähriger als Gitarrist von Coreas Formation Return to Forever weltberühmt zu werden.

Seinen ganz persönlichen Stil abstrahierte sich Di Meola aus den klanglichen Errungenschaften eines John Coltrane, aus den technischen Fertigkeiten von Gitarrenkollegen wie Tal Farlow, Kenny Burrell und Larry Coryell, sowie aus mannigfaltigen Einflüssen lateinamerikanischer Folklore.

Mit Soloalben wie „Elegant Gypsy“ und „Casino“ eroberte er sich das große Publikum. Zudem sorgte auch eine superbe Zusammenarbeit Di Meolas mit dem Sänger und Perkussionisten Airto Moreira für positive Schlagzeilen. Spätestens hier konnte man als Hörer eine Sensibilität Di Meolas wahrnehmen, die jene feinziselierten Arbeiten an der Jazz-Rock-Front bei weitem überstiegen.

In den nächsten Jahren versenkte sich Di Meola in die argentinischen und brasilianischen Musizierweisen. Auch klassische Popsongs wie jene der Beatles fordern Di Meola heraus. Sein aktuelles ganz den Beatles zugewandtes Opus „All Your Life“ fasziniert von der ersten bis zur letzten Note.

Seit er sich intensiver mit romantischen Klängen befasst, hat sein Spiel eine erstaunliche Wandlung durchgemacht. War er früher davon besessen, soviel Noten als möglich pro Zeiteinheit unterzubringen, so klingt er jetzt relaxt wie nie. Gute Musik ist eben doch mehr als bloß die Summe der Noten!

Cody Chesnutt (c: SiiMONS)

Cody Chesnutt

Cody Chesnutt hat einen Welthit komponiert und gesungen und ist dennoch beinah unbekannt. Der 1968 in Atlanta geborene Gitarrist und Sänger machte erst Karriere, nachdem er sich zur Übersiedlung nach L.A. entschloss.

Sein erstes Engagement führte ihn in die Zentrale des berüchtigten Hiphop-Labels Death Row Records. Das gemeinsame Arbeiten mit der Kombo Six Feet Deep führte zu nicht viel. Zu dieser Zeit war seine Band The Crossroad gerade auseinander gebrochen.

Ein verschummertes, ursprünglich nur auf Musikkassette aufgenommenes Doppelalbum namens „The Headphone Masterpiece“ brachte ihn dann indirekt doch auf die Erfolgsstraße. Die famose Band The Roots coverte Chesnutts Song „The Seed (2.0)“ und ließ ihren Urheber darauf singen und Gitarre spielen. Ein großer Charterfolg in Europa war die Folge.

Warum Chesnutt damals nicht nachsetzte, ist ein kleines Rätsel. Fakt ist, er ließ sich zehn Jahre Zeit bis zu seinem ersten wirklichen Album. 2012 erschien das hochkarätige „Landing On A Hundred“, das wie ein Meisterwerk aus der Blaxploitation-Ära klingt. Ähnlich gefährlich agiert der Charismatiker Chesnutt auf der Bühne.

Mit leidenschaftlichen Kieksern à la Marvin Gaye, funky Gitarrenlicks wie sie sonst nur Prince abfeuert, erobert er jedes Publikum. Es ist der drängende Unterton in den Songs, der für Begeisterung sorgt.

Nicht eine Spur Fatalismus hat sich in dieser Stimme abgelagert, alles steht im Dienst einer kraftvollen, christlich geprägten Vision von gutem Leben. Er mag zwar mit seinem ungewöhnlichen Bühnenrequisit, einem Stahlhelm, ein wenig martialisch aussehen, seine Lieder sind aber allesamt voll des sozialen Engagements.

Cody Chesnutt setzt nahtlos dort an, wo Granden wie Curtis Mayfield oder eben Marvin Gaye aufgehört haben: bei einem erdigen Soul, der sich den täglichen Problemen des Lebens stellt.

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