JazzFest.Wien Festival History

JazzFest.Wien 2011

Madeleine Peyroux & Group | Till Brönner & Band

Wiener Staatsoper  19.30 Uhr


Madeleine Peyroux (c: Mary Ellen Mark)Madeleine Peyroux (c: Mary Ellen Mark)Madeleine Peyroux

Madeleine Peyroux

Die 36jährige Amerikanerin Madeleine Peyroux versteht es wie kaum eine andere zeitgenössische Sängerin mit zärtlicher Unerbittlichkeit in Stille und Agonie zu locken. Sowohl live, wie auch auf Tonträger. Auf ihrem vierten Album „Bare Bones“, dem dritten unter der Ägide von Erfolgsproduzent Larry Klein, lockte sie mit selbst komponierten Songs.

Als Mitstreiter einer aufs wesentliche reduzierten Liedkunst konnte sie Granden wie Walter Becker und Joe Henry gewinnen. Inspiriert durch das Buch „When Things Fall Apart: Heartfelt Advice for Difficult Times“ von der Buddhistin Pema Chodron befassen sich ihre neuen Lieder mit dem ständigen, unmerklichen Wandel alles Lebendigen. Erstaunlicherweise führt diese Befassung mit der eigenen Endlichkeit oft zu beinah fröhlichen Songs.

Peyroux intoniert ihre schwere Lyrik auf bewundernswerte Weise. Noch immer schimmert in ihrer Stimme die Patina der Vierzigerjahre durch. Bessie Smith, Billie Holiday, Hank Williams – sie alle sind irgendwie lebendig in Peyroux sensibel agierendem Organ. Trotzdem ist da eine subtile Dialektik am Werk, die Jazzklassik mit modernem Ausdruck verbindet. Anfang Juni dürfen wir ihre neue CD begrüßen.

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Till BrönnerTill Brönner

Till Brönner

Der 1971 in Viersen geborene Trompeter Till Brönner ist derzeit äußerst umtriebig. Der ehemalige Produzent von Hildegard Knef und Thomas Quasthoff spielte mit „At The End Of The Day“ sein bislang popaffinstes Album ein. Mit „Talking Jazz“ veröffentlichte er ein anekdotenreiches Buch. Darin erzählt er von seinem Kampf gegen die Klischees. Einst lehnte er sich mit adretter Kleidung und guten Manieren gegen langhaarige Rockgitarristen auf. Heute wechselt er seinen Sound von Album zu Album, um sich gegen die eigentliche Gemütlichkeit aufzulehnen.

Brönner ist es zuwenig, dass Musik entweder Gefühlsverstärker für Melancholie ist oder den Geist der Rebellion atmet. Brönner will beides. Bei ihm schließen einander künstlerischer Anspruch und Kulinarik nie aus. Fast jedes seiner Alben trat den Beweis dafür auf die eine oder andere Art an. Ob Brönner nun Chet Bakers Ästhetik mit zarten Samples nachsann oder deutsche Volkslieder verjazzte, ob er sanften R&B à la Erykah Badu kreiert oder brasilianischen Bossa Nova mit Granden wie Sergio Mendes und Milton Nascimento zelebriert. Es war immer der Brönner-Sound, der faszinierte.

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