JazzFest.Wien Festival History

JazzFest.Wien 2011

Sabina Hank

Summerstage - Eintritt frei!  20.00 Uhr

Sabina Hank (c: Markus Roessle)Sabina Hank (c: Markus Roessle)

In Schubladen gehören Dinge, aber Musik und KünstlerInnen sind keine Dinge. Wir öffnen daher auch nicht die Schublade mit der Aufschrift ‚Jazz‘ und packen Sabina Hank da rein. Es würde dem Werk der Salzburgerin nicht gerecht werden. Mit fünf im Mozarteum aufgenommen und 13 Jahre am Klavier ausgebildet, später Bruckner-Uni in Linz und Jazzgesang und Klavier. Mittlerweile mehrfach mit Preisen ausgezeichnet zählt die Künstlerin mit dem absoluten Gehör schon längst nicht mehr zu den Geheimtipps und ist mehr denn je am Weg, die Karriere über die Grenzen ihrer Heimat Österreich hinaus weiter auszubauen.

Perfektes Handwerk in Spiel und Schrift treffen bei Hank auf eine nicht plan- und steuerbare Wahrnehmung von Gefühlen, die sie von anderen Menschen unterscheidet. Sabina Hank ist Synästhesistin, geboren mit einer Laune der Natur. Sie ‚hört Farben‘. Ihr Kopf entwickelt beim Hören von Musik Farbbilder. Jimi Hendrix ging es genauso. Ähnlich verhält es sich, wenn Sabina Hank auf Menschen trifft. ‚Ich spüre sie auf einer anderen Wahrnehmungsebene‘, erzählt sie und dabei tut es nichts zur Sache, ob ihr der Mensch fremd oder vertraut ist. ‚Ich brauche die Geschichten von Menschen nicht zu kennen und weiß dennoch um sie‘, erklärt Sabina Hank und – selbst wenn das zuerst einmal nicht unbedingt nachvollziehbar klingt- in ihren Liedern finden sich Kompassnadeln, die in eine bestimmte Richtung weisen. Es geht so gut wie immer um die Liebe, als auch um die Sehnsucht und beides jeweils in seiner gesamten Bandbreite, was sowohl Liebe, als auch die Sehnsucht wieder auf eine bestimmte Art unbestimmbar machen. Bereits die Romantiker sahen in der Unbestimmbarkeit der Sehnsucht eine metaphysische Entsprechung der eigenen, poetischen Arbeit. Mehr Suche als Finden. Mehr Weg als Ziel. Das Streben als Erfüllung.

‚Liebesfarben‘ ist der Titel ihres neuen Albums und der nächsten Tournee und die Lieder könnten Antwort auf ihre Frage nach den Farben der Liebe sein. Antworten, die individuell sein müssen. ‚Individuell, weil wir alle nur individuell empfinden können‘, erklärt Sabina Hank. Sowohl neue Lieder als auch Songs aus früheren Schaffensperioden werden in die Jetztzeit geholt. Jetzt, das bedeutet in eine Zeit, in der in der Entwicklung der Künstlerin neue Facetten hinzu gekommen sind. „Ich bin Jazzmusikerin. Die Lust an der Improvisation, das Auskosten und die Magie des Moments- all das brauche ich wie die Luft zum Atmen. Auf der anderen Seite schlummert eine unendlich tiefe Sehnsucht nach klaren, einfachen Pop-Song-Strukturen in mir, die gelebt werden muss. Wenn ich Geschichten erzählen kann, geht mein Herz auf.“ Das Ergebnis: sensibel und berührend sind ihre Lieder und es kommt nicht von ungefähr, dass sich ‚Nimm mir nicht die Liebe weg‘ oder ‚Weil ich dich liebe‘ – beides Highlights aus dem Programm von Sabina Hank – für sie nun bald in einer anderen Farbstimmung wiederfinden.

Der Grund dafür ist in der jüngsten Zusammenarbeit mit Hubert von Goisern zu finden. Die beiden trafen auf einander, weil Hank genau dies in einem Traum sah. Ein Presseg‘schichtl? Zu sehr klingt das nach aufgelegter Kulissenschieberei. ‚Ist es aber nicht‘, stellt sie klar. Sie hat’s geträumt, ihn angerufen und vom Traum erzählt. Der Rest ergab sich und jetzt treffen im Studio zwei Welten auf einander. Kompromisslos sind sie beide, aber in ihrer Art so unterschiedlich wie Berg und Tal, aber genau das macht den Reiz aus. ‚Hubert, mit all seiner Authentizität, Kompromisslosigkeit als auch grosser Sensibilität- und da bin ich mir ziemlich sicher- ist genau der richtige Produzent für meine Musik und ich denke, er kann mir zeigen, wie ich noch tiefer zu meinen Wurzeln komme ohne große Wanderungen zu machen‘. Vielleicht doch mehr Finden als Suche? Es lässt sich nichts voraussagen und das ist gut so, denn genau darin liegt der Reiz. Und als welche Farbe empfindet die Synästhesistin ihren musikalischen Partner? ‚Grün, ein dunkles, warmes Grün‘, sagt sie spontan. Grün wie der satte Moosboden im Wald. ‚Es entspringt dem – bei mir seltenen – Gefühl, dass ich Hubert vertraue, egal was da kommen möge. Es ist alles unheimlich spannend und entspannend zugleich‘.
(Andy Zahradnik)

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