JazzFest.Wien 2013
Fernwärme Open Air: Marlon Roudette | Martha High & The Speedometer | Meena Cryle & The Chris Fillmore Band
16.00 Uhr
Kartenpreis: Eur 2,-
Karten bei Fernwärme Wien, 1090 Wien, Spittelauer Lände 45
in jeder Bank Austria und in der Wien-Xtra Jugendinfo, 1010 Wien, Babenbergerstr. 1
Einlass: 15.00 Uhr
Marlon Roudette
Marlon Roudette wurde 1983 in London geboren, verbrachte aber große Teile seiner frühen Jugend in der Karibik. Das beschauliche Leben auf der Insel St. Vincent beeinflusste offenbar seine prinzipiell entschleunigte Rezeption der Welt.
Seine Entspanntheit prägt auch seine Songs, sein Soul ist mit viel Reggae-Flavor angereichert. Er ist bekennender Fan von Gregory Isaacs, dem großen Songstilisten des Lovers Rock. Als Sohn des bekannten Produzenten Cameron McVey (Massive Attack, Portishead) beherrscht Roudette, der längst wieder in der Popmetropole London lebende Musiker, die Studiotechnik perfekt.
Er komponiert auf Steel Pan und Gitarre. Sein Hauptinstrument ist dennoch seine sensible geführte Stimme. Einen ersten Geschmack von internationalem Poperfolg konnte er 2005 als komponierender Teil des Duos Mattafix einfahren. Deren Hit „Big City Life“ schrieb Roudette.
2011 glückte ihm mit „New Age“ als Solokünstler ein Nummer-1-Hit in der Schweiz, Deutschland und Österreich. Das dazugehörige Soloalbum „Matted Fixed“ vereint Einflüsse von Aretha Franklin bis Sam Cooke. Roudette hat nicht weniger als zwei Jahre daran getüftelt. Vitaminreiche Beats, süchtigmachende Loops und das Flair des Jamaika-Dub prägen seinen Sound. Lieder wie „Brotherhood Of The Broken“ und „Storyline“ zeichnen ihn als Beobachter mit viel Empathie für seine Mitmenschen aus.
Seine gefühlvollen Songs sind alles andere als egomanisch. Der inhaltliche Fokus seiner so leichtfüßigen Melodien liegt auf schwierigen Themen wie Tod, Liebe, Beziehungsproblemen. Ihm geht es darum, seinen Hörern existenzielle Impulse zu schenken. Massives Radio-Airplay und gute Albenverkäufe interpretiert er als Bonus seines Engagements. Für die Lieder von „Matted Fixed“ ging Roudette Kollaborationen mit namhaften Songwritern wie Guy Chambers und Paul O´Duffy ein.
Martha High
Martha High begann gar nicht so überraschend in der Kirche zu singen. Als sich ihre Gospeltruppe entschloss den weltlichen Pfad zu beschreiten und statt The Four Jewels dann nur mehr unter dem Signet „The Jewels“ konzertierte, glückte den Girls ein Hit, das drängende „Opportunity“.
1964 nahm man das Angebot an, gemeinsam mit James Brown auf Tournee zu gehen. Brown erkannte das Talent von Martha High. Die Jewels nahmen noch zwei Singles auf, ehe High von Brown abgeworben wurde. Gesangliches Highlight war ihre Aufnahme von Gershwins „Summertime“ als Duett mit Brown.
Über dreißig Jahre stand sie dann im Sold des Godfather Of Soul. Wie auch bei ihren Kriegskolleginnen – die Arbeit mit Brown war gefahrvoll- von Vicki Anderson über Marva Whitney bis hin zu Lyn Collins und Yvonne Fair kam man kaum dazu, anderweitig aufzunehmen. Ihr bis vor Kurzem einziges Soloalbum kam 1979 auf dem Discolabel Salsoul heraus. 1995 heuerte sie dann beim Ex-James Brown-Saxofonisten Maceo Parker an, mit dem sie ebenfalls mehrmals um die Welt tourte. Zuletzt war sie mit der „Funky Divas Tour“ unterwegs.
Letzten Herbst überrascht sie mit dem hervorragenden Album „Soul Overdue“, dass sie mit der britischen Formation Speedometer eingespielt hat. Darauf enthalten sind Perlen wie der Etta-James-Klassiker „I´d Rather Go Blind“ und Marvin Gayes „Trouble Man“. Mit gutem Grund posiert sie lachend und mit typischer, blondgefärbter Kurzhaarfrisur am Cover. Sie hat sich endlich künstlerisch freigeschwommen. Soul on!
Meena Cryle
Meena Cryle hört sich tatsächlich an wie eine Mischung aus Janis Joplin und Etta James. Hinter der rauen Anmutung ihres zwischen Soul und Blues wandelnden Sounds verbergen sich Sehnsucht und Hingabe, Trauer und Ekstase.
Ihre kräftige, durch und durch beseelte Stimme navigiert mal behutsam, dann wieder sehr energisch durch die Welt der großen Gefühle. Die legendäre Blues- Soul- und Jazzsängerin Etta James, ein Vorbild Cryles, wusste, warum das so ist: „Frauen fühlen tiefer, lieben intensiver als Männer.“ Meena Cryle sieht es ähnlich: „Den Blues zu singen, heißt für mich nicht, permanent trübselig zu sein. Musik kann helfen Emotionen zu kompensieren, sie kann dich aber auch über den eigenen Kopf hinaus katapultieren.“
Erstaunlich, dass Meena Cryle aus einem kleinen oberösterreichischen Flecken namens Überackern kommt. Mit bürgerlichem Namen heißt sie Martina Kreil und wuchs mit oberösterreichischer Volksmusik und den Schlagern der Bambis auf. Irgendwann hörte sie „Move Over“ von Janis Joplin. Bald waren ihre Vorbilder Etta James, Tom Waits und Millie Jackson.
Seit sechzehn Jahren singt sie mit dem aus Braunau stammenden Gitarristen Chris Fillmore. Auch Fühlung mit internationalen Größen hatte sie schon. So ging sie etwa mit dem kalifornischen Bluesgitarristen Coco Montoya auf Europatour. Und ihr famoses Album „Try Me“ hat sie sogar in Memphis, USA, unter der Ägide eines amerikanischen Produzenten aufgenommen. Die Chancen für eine internationale Karriere stehen also ausgezeichnet.